Jour Fixe im Februar

Mi, 10.02.2010, 18 Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210

Stefan Hirsch M.A.:
„Ein ständiges Prinzip der Unruhe“ – Foucault und die Psychoanalyse

In den neueren sozialwissenschaftlichen Anschlussbemühungen an die  Theorien Michel Foucaults scheint die Bedeutung der Psychoanalyse für Foucaults Denken nahezu ausgeblendet zu sein. Oder sie erschöpft sich darin, es mit Foucaults radikaler Kritik der Psychoanalyse in „Der Wille zum Wissen“ bewenden lassen zu wollen. Dabei wird übersehen, dass sich Foucault seit Anbeginn seiner theoretischen Arbeit zwar unsystematisch aber beständig mit der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat. Gleichwohl er immer wieder auch als ein Kritiker der Psychoanalyse aufgetreten ist, blieb er eng mit dem psychoanalytischen Projekt verbunden, sei es, dass er eine Erweiterung der Freudschen Traumtheorie vornahm oder der Psychoanalyse die Bedeutung eines subversiven epistemologischen Prinzips zukommen ließ. Selbst seine späte „Abrechnung“ mit der Psychoanalyse Ende der 1970er Jahre, bei der er sich der langjährigen ambivalenten Haltung entledigte, wäre ohne die paradigmatische Leistung der Freudschen Theorien kaum möglich gewesen. Ob sich hierbei oder bei seinen früheren Bezugnahmen ein möglicher theoretischer Anschluss der Foucaultschen Theorien an Freud ergibt, bleibt eine Frage, die es zu diskutieren gilt.

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Jour Fixe im Januar

Mittwoch, 13.1.2010, 18 Uhr c.t.
Raum A210, Im Moore 21, Vorderhaus

Tove Soiland:
Gender – Eine Konfrontation mit der Psychoanalyse und ihre politischen Implikationen

Die bei uns als „poststrukturalistisch“ bekannt gewordene gender-Theorie basiert auf einer spezifischen, dem Umfeld der Cultural Studies entstammenden Rezeption des französischen Poststrukturalismus, in welchem wichtige Grundannahmen des französischen Subjektverständnisses – und damit auch dessen kritisches Potential – verloren gingen. Der Vortrag vertritt deshalb die These, dass im Rahmen der US-amerikanischen Cultural Studies das französische Subjektverständnis auf dem Hintergrund der amerikanischen Ich-Psychologie aufgenommen wurde, was sich im Übergang vom französischen „sujet“ zum englischen „identity“ manifestiert.
Die Unvereinbarkeit dieser beiden Konzepte soll anhand eines Vergleichs mit dem Subjektverständnis Jacques Lacans herausgearbeitet werden.
Im Umfeld der neueren Lacan-Rezeption existieren im englischsprachigen Raum bereits vielfältige Ansätze zu einem Synthese von Lacan’scher Psychoanalyse und Marxismus. An diese Tradition ließe sich, so wird der Vortrag argumentieren, auch für eine kritische Geschlechtertheorie anknüpfen. Er skizziert dazu erste Überlegungen.

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Tagung „Politische Psychologie heute?“

Freitag bis Sonntag, 4. – 6. Dezember 2009
“Musikhörsaal”, Callinstrasse 30

Weitere Infos hier.

Jour Fixe im November

Mittwoch, 11.11.2009, 18 Uhr c.t.
Raum A210, Im Moore 21, Vorderhaus

Feinde des Ganzen, Reinen und Klaren.
Zur psychodynamischen Funktion antisemitischer Geschlechterbilder

Die NationalsozialistInnen inszenierten sich unter dem Vorzeichen des volksgemeinschaftlichen ‚Heils’ als ganz, rein und klar. Auch hinsichtlich der geschlechtlichen ‚Identitäten’ sollten diese Attribute gelten.
Demgegenüber standen die antisemitischen Feindbilder: ‚Der Jude’ versinnbildlichte die Spaltung, die Lüsternheit und die Verwischung der Geschlechtergrenzen.
Woher stammt die affektive Attraktivität, die diese Selbst- und Fremdbilder auf sehr viele Deutsche ausübten? Warum wurden sie oftmals begeistert angeeignet?

Vortrag von und Diskussion mit Sebastian Winter M.A., Hannover

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Jour fixe im Oktober

Mittwoch, 21.10.2009, 18:00 Uhr
Raum A210, Im Moore 21, Vorderhaus

David Becker: Psychosoziale Arbeit im Gaza-Streifen
Projektberatung aus Deutschland: Politische Psychologie als praktische Herausforderung

In fast allen Konfliktgebieten dieser Welt finden sich heute psychosoziale Projekte, die im Rahmen von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit finanziert werden. Man versucht den Opfern zu helfen und hat verstanden, dass auch psychologische Dimensionen beim Aufbau von Friedensperspektiven eine wichtige Rolle spielen. Aber funktioniert das wirklich? Wie verhalten sich individuelle zu gesellschaftlichen Phänomenen? Wie wirken sich lokale und internationale Machtkonstellationen aus? Anhand des konkreten Beispiels einer Projektberatung im Gazastreifen, werden Probleme und Perspektiven der politischen Psychologie im internationalen Kontext diskutiert.

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