Tagungsband “Politische Psychologie heute?” erschienen

Brunner, Markus; Lohl, Jan; Pohl, Rolf; Schwietring, Marc; Winter, Sebastian (Hg.): Politische Psychologie heute? Themen, Theorien und Perspektiven der psychoanalytischen Sozialforschung

Gesellschaftspolitisch brisante Phänomene wie Antisemitismus, Rechtsextremismus und Jugendgewalt sind ohne eine Analyse ihrer unbewussten Dynamiken nicht zu verstehen. Den »subjektiven Bedingungen der objektiven Irrationalität« (Adorno) nachzuspüren, gehört seit ihren Anfängen zu den zentralen Aufgaben der psychoanalytisch orientierten Politischen Psychologie.
Die diesem Programm verpflichtete »Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie« organisierte 2009 die Tagung »Politische Psychologie heute?«, die in diesem Band dokumentiert ist. Diskutiert werden die Bedeutung der politisch-psychologischen Traditionen für die Gegenwart sowie die Möglichkeiten, neuere theoretische und methodische Ansätze aufzugreifen, neue Anwendungsgebiete zu erschließen und somit die Politische Psychologie voranzutreiben.

Mit Beiträgen von Karola Brede, Gudrun Brockhaus, Markus Brunner, Hans-Joachim Busch, Guido Follert, Lilli Gast, Isabelle Hannemann, Anke Kerschgens, Christine Kirchhoff, Hans-Dieter König, Julia König, Alfred Krovoza, Jan Lohl, Mihri Özdogan, Rolf Pohl, Samuel Salzborn, Christoph H. Schwarz, Marc Schwietring, Greta Wagner, Sebastian Winter und Michael Zander

Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Bestellmöglichkeit

Warum Gewalt? Krieg, Amok, Nationalismus

Vorlesungsreihe der AG PolPsy in Kooperation mit dem Institut für Soziologie der Leibniz-Universität Hannover und der Ada und Theodor Lessing Volkshochschule Hannover.

Jeweils dienstags von 18.30 – 20.30h an der Ada und Theodor Lessing Volkshochschule (Theodorl-Lessing-Platz 1, Hannover).

23. Oktober:
Rolf Pohl: Was macht der Krieg aus den Soldaten? Auslandseinsätze und PTBS

13. November:
Sebastian Winter: Sinnlose Gewalt? Zur Selbstinszenierung von School Shootern als Rächer der Ausgegrenzten

4. Dezember:
Jens Ihnen: Nationalismus und Gewalt in Deutschland?

Hier das genauere Programm mit den Vortragsankündigungen.

Die antifeministische Männerrechtsbewegung Strukturen, Denkweisen und Handlungsmuster

Diskussion mit Hinrich Rosenbrock, Rolf Pohl und Wolfgang Faller

Freitag, 20.07.2012, 19 Uhr
Pavillon, Hannover

Antifeministische Strömungen gibt es, seit es Feminismus gibt. Doch scheinen gerade mit der voranschreitenden Veränderung der Geschlechterverhältnisse anti-emanzipatorische Argumentationsmuster zuzunehmen, und die Protagonisten der antifeministischen Männerrechtsbewegung melden sich vermehrt lautstark zu Wort – vor allem im Netz:
Feministische Blogs oder Blogs, die sich mit Geschlechterfragen befassen, und auch Foren der emanzipatorischen Männerbewegung werden attackiert. Antifeminist_innen beklagen die Benachteiligung von Jungen und Männern, bezeichnen Feminismus als Ideologie, deren Basis ihrer Ansicht nach der Männerhass ist und greifen emanzipationsorientierte Männer an. „Hate Speeches“, also koordinierte Hasstiraden, gegen einzelne feministische Aktivist_innen und Wissenschaftler_innen sind dabei keine Seltenheit. Doch wer sind die Akteur_innen? Wie sehen antifeministische Argumentationsmuster und Strategien der verschiedenen Gruppen aus? Und inwiefern haben antifeministische Positionen Eingang in Öffentlichkeit und Politik gefunden?
In seiner Studie „Die antifeministische Männerrechtsbewegung – Denkweisen, Netzwerke und Onlinemobilisierung“, herausgegeben vom Gunda Werner Institut in Kooperation mit u. a. der Heinrich Böll Stiftungen NRW und RLP, hat Hinrich Rosenbrock den bisher umfassendsten aktuellen Überblick über die antifeministische Männerrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum erstellt und sich gerade mit diesen Fragen auseinandergesetzt.

Mit ihm und Prof. Dr. Rolf Pohl sowie Wolfgang Faller wollen wir die Ergebnisse der Studie vorstellen und diskutieren.

Hinrich Rosenbrock studierte von 2005 bis 2008 Soziologie und Geschichte (B.A.) und von 2008 bis 2011 Gender Studies, Sozialpsychologie und Sozialanthropologie (M.A.) an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist der Verfasser der Expertise „Die antifeministische Männerrechtsbewegung. Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung“ für die Heinrich Böll Stiftung.
Prof. Dr. Rolf Pohl lehrt im Fachbereich Sozialpsychologie am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die sozialpsychologische und sexualwissenschaftliche Männlichkeits- und Geschlechterforschung.
Wolfgang Faller ist Leiter der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Neonazismus.

Moderation: Susanne Boehm, M.A., und Friederike Kämpfe, M.A.

Veranst.: Stiftung Leben & Umwelt

Jour fixe im Juli

Mi,11.07.2012, 18 Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210

Frank Wiedemann:
PsychologInnen im Konzentrationslager – Methoden und Strategien des Überlebens

Frank Wiedemann widmet sich den individuellen Überlebensstrategien KZ-inhaftierter PsychologInnen und PsychoanalytikerInnen.
Über offensichtliche Taktiken hinausgehend analysiert er – anhand überlieferter Ego-Dokumente – auch innere, unausgesprochene und zum Teil unbewusst angewandte Überlebensstrategien. Glichen sich die Ursachen, Motivationen und Auswirkungen dieser Strategien verschiedener PsychologInnen? Stand ihnen die Möglichkeiten der Anwendung derselben aufgrund ihrer psychologischen Ausbildung und Erfahrung mit der menschlichen Psyche zur Verfügung? Oder hatte eine derartige berufliche Ausbildung keinerlei Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeiten?
Im Jour fixe wird Frank Wiedemann nach der kurzen allgemeinen Vorstellung seiner Arbeit einige Beispiele des Psychoanalytikers Louis Tas vor- und die Interpretation dessen zur Diskussion stellen..

Plakat zum Jour fixe

Biologie, Macht, Politik Wie mit Biologie soziale Ungleichheit begründet wird

Eine Veranstaltungsreihe von Rosa-Luxemburg- Stiftung Niedersachsen, AG gegen biologischen  Determinismus, AStA der Uni Hannover, AG gender studies revisited, GEW Hannover und AG Politische Psychologie an der Leibniz Universität Hannover.

Nicht nur in der Wissenschaft, insbesondere auch im Alltagsverständnis der Bevölkerung finden sich biologische  Erklärungen für menschliches Verhalten, soziale Rollenmuster und gesellschaftliche Hierarchien.  In der politischen Argumentation werden Naturwissenschaften herangezogen. Anhand von Genen, neurologischen  Prozessen oder Hormonen wird z.B. versucht, Geschlechterrollen, Kriminalität oder der Aufteilung der Gesellschaft  in herrschende Eliten und „Unmündige“ Sinn zu geben.  So begründete Annahmen über Mensch und Gesellschaft  haben in Vergangenheit und Gegenwart immer wieder dazu  gedient, Herrschaft, Diskriminierung, Ausbeutung und kritiklose Anpassung an kapitalistische Verwertungsstrategien  gesellschaftlich abzusichern.
In unserer Veranstaltungsreihe wollen wir das politische Argumentieren mit Natur und Biologie aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Themenfeldern betrachten,  aktuelle Debatten aufnehmen und emanzipatorische Strategien aufzeigen, die es uns ermöglichen, uns informiert,  kritisch und differenziert in die Debatte einzumischen.

Donnerstag, 31.05.2012, 19:00 Uhr
Freizeitheim Linden, Windheimstr. 10
Theorien über „Eliten“ und die Ausgrenzung  der „Überflüssigen“ . Biologie als Klassenkampf
Gesellschaftliche Strukturen und Institutionen (wie z.B. Schulen) sowie die  vorherrschende Ideologie stützen und reproduzieren soziale Ungleichheit und  Ungleichwertigkeit.
Mit Andreas Kemper, Mitherausgeber des Magazins für studierende Arbeiterkinder ‚Dishwasher‘ und Autor des Buchs ‚Klassismus‘.

Donnerstag, 07.06.2012, 19:00 Uhr
Conti-Hochhaus, Königsworther Platz 1
Moral und Biologie in aktuellen Debatten zu  Kriminalität und Kriminalisierung
Der Vortrag stellt anhand der Hirnforschung und deren Infragestellung der  Willensfreiheit dar, wie strafrechtlicher Ausschluss neurobiologisch gerechtfertigt werden soll/könnte.
Mit Stefan Krauth, Strafverteidiger aus Berlin, Publikationen u.a. zu Willensfreiheit und sozialer Kontrolle.

Dienstag, 12.06.2012, 19:00 Uhr
Kulturzentrum Pavillon, Lister Meile 4
Geschlechterrollen und Biologie . Natürlich, sexy, heteronorm und queer – Geschlechterpolitiken mit Tieren

Menschen sind es gewohnt, Analogien zur Tierwelt zu verwenden, um über  sich und Gesellschaft nachzudenken. K. Smilla Ebeling verdeutlicht in ihrem  Vortrag, wie dieses „Denken mit Tieren“ u.a. Erklärungen und Legitimierungen von Geschlecht, Sexualität und Geschlechterrollen beinhaltet.
Mit K. Smilla Ebeling
, Naturwissenschaftlerin mit den Schwerpunktthemen Bio-Technologien, Körperdiskurse und Geschlechterkonstruktionen

Veranstaltungsprogramm