Jour fixe im Dezember

Mi, 17.12.2014 | 18:15 Uhr
Im Moore 21 | Raum A210

Matthias Monecke (Frankfurt a.M.):
Zur Logik des Antisemitismus

Eine grundsätzliche Frage der Antisemitismusforschung ist und bleibt die nach der Genese. Seit Moishe Postone Ende der 70er Jahren erstmals den Versuch unternommen hatte die Rezeption der marxschen Fetischkritik systematisch auf diese Frage anzuwenden, ist die Logik des Antisemitismus vom Geheimtipp zu einer zentralen Schrift für die gesellschaftskritische Antisemitismusforschung avanciert – die kapitalistische Produktionsweise, welche die Menschen nötigt sich fetischistisch (im marxschen Sinne) zu verhalten, habe eine spezifische Form des Denkens geschaffen. Diese Denkform, als ideologische Mission im Holocaust gipfelnd, sei mit einem verhältnismäßig geringem Anteil an Emotionen und unmittelbarem Hass ausgekommen, so Postone. Doch ist ideologischer Antisemitismus, wie er heute beispielsweise wieder viel Anklang bei Verschwörungstheorien findet, tatsächlich hauptsächlich durch Denken geprägt?
Im Vortrag soll neben der Kritik des fetischistischen Antisemitismus eine zusätzliche, subjekttheoretische Perspektive eröffnet und der Versuch unternommen werden, Denkweise & Leidenschaft, notwendig falsches Bewusstsein & das Unbewusste, in ein Verhältnis zu setzen.

Matthias Monecke studiert, im Anschluss an ein Studium der Sozialwissenschaften in Hannover, derzeit im Master Soziologie in Frankfurt am Main.

Mit freundlicher Unterstützung des AStA Hannover.

Plakat zum Jour fixe

„Warum Krieg?“ Szenische Lesung

Samstag, 15. November, 20:15 Uhr

Warum Krieg? Ein Gespräch zwischen Albert Einstein und Sigmund Freud

Eine szenische Lesung im Rahmen der Nacht, die Wissen schafft an der Leibniz Universität Hannover.

Unter dem Motto „Schlauer werden über Nacht“ bittet die Leibniz Universität Hannover am 15. November zur „Nacht, die Wissen schafft“. Forschung zum Anfassen von 18:00 Uhr bis Mitternacht! Neun Fakultäten und weitere Einrichtungen der Hochschule laden Interessierte zu mehr als 180 Vorträgen, Experimenten, Führungen, Ausstellungen oder Mitmachaktionen ein.

Albert Einstein schreibt 1932, angeregt durch den Völkerbund, einen Brief an Sigmund Freud, in dem er sich Gedanken über die Ursachen und die Verhinderungsmöglichkeiten von Kriegen macht. Freud schreibt sogleich zurück. Dieser Briefwechsel besticht sowohl durch seine Brisanz in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wie auch durch seine erstaunliche Aktualität. Für die „Nacht, die Wissen schafft“ wurde er zu einem Gespräch umgearbeitet und wird szenisch gelesen und kommentiert.
 
Veranstalter: Institut für Soziologie/Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie
Wer? Isabelle Hannemann & Jens Ihnen
Moderation: Prof. Dr. Rolf Pohl
Wann? Am 15. November 2014 um 20:15 – 21:00 Uhr
Wo? Leibniz Universität Hannover | Welfenschloss | Raum F128

Tagung ‚Antiziganistische Zustände: Gegenstrategien‘

18. November 2104, 14-18 Uhr
Hochschule Hannover, Gebäude 5, Aula        
Leitung: Prof. Dr. Wolfram Stender

14:00 – 16:00 Uhr:      
Gegenbilder – Funktionen des antiziganistischen Rassismus und Perspektiven kritischer Bildung
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Pädagogische Hochschule Karlsruhe

’Aber wenn Menschen mich an meiner Hautfarbe festmachen, bin ich Ausländerin, auch wenn ich einen deutschen Pass habe.’ Ethnisierungsprozesse am Beispiel der Roma
Dr. Elizabeta Jonuz, Universität Köln

16:00 – 18:00 Uhr:
Der Staatsvertrag als Königsweg gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma!?
Podiumsdiskussion mit Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), Djevdet Berisa (Romane Aglonipe e.V.), Regardo Rose (Forum für Sinti und Roma e.V.) u. a.
 

Jour fixe im November

Mittwoch, 19. November, 18.15 Uhr
Im Moore 21, Raum A210

Nico Bobka (Frankfurt a.M.):
Kritische Theorie des Antiziganismus

Der Antiziganismus weist archaische Züge auf, die ihre Ursache in einem sehr frühen Stadium der Geschichte haben. Das Aufgeben des Nomadentums, die damit zusammenfallende Arbeit und aller damit verbundene Triebverzicht waren eines der schwersten geschichtlichen Opfer der Menschheit. Das Bild der „Zigeuner“ repräsentiert das eines Zustands, der die Arbeit nicht gekannt hat; „Zigeuner“ gelten als diejenigen, die den schmerzlichen Prozess der Zivilisation nur unzureichend vollzogen haben. Dementsprechend gilt der Begriff des „Zigeuners“ kritischer Theorie als Einstiegspunkt für eine zu reflektierende Urgeschichte des Antiziganismus wie der Zivilisation überhaupt. Der „Zigeuner“ wird zu bestimmen sein als Produkt des Zivilisationsprozesses, das sich im Unbewussten der Subjekte niedergeschlagen hat, und als Deckname für projizierte Selbstanteile der AntiziganistInnen. Und der Antiziganismus wäre dementsprechend der Versuch, am Objekt der Projektion die eigenen zivilisatorischen Zurichtungen nachzuahmen und zu vollenden.

Nico Bobka studiert, nach einem BA-Abschluss in Soziologie in Berlin, aktuell Politische Theorie in Frankfurt am Main.

Der Jour fixe ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Hochschule Hannover, an der am Tag davor eine kleine Tagung zum Thema ‚Antiziganistische Zustände: Gegenstrategien‘ stattfindet.

Jour fixe im Oktober

Mi, 08.10.2014, 18:15 Uhr
Im Moore 21, Raum A210

Fares Rahabi (Hannover):
Ideologie des Terrors
Entstehung, Verbreitung und Attraktivität des „Djihadismus“ am Beispiel der Milizen des sog. Islamischen Staates

Scheinbar plötzlich betrat im August diesen Jahres eine neue Bedrohung die weltpolitische Bühne – die „Terrormilizen“ des sog. Islamischen Staates (IS). Diese machen nicht nur durch Verfolgung, Vertreibung und brutale Ermordung von Anders- bzw. nicht genügend Rechtgläubigen im Irak und Syrien auf sich aufmerksam, sondern auch durch ihre offenbar große Anziehungskraft auf meist junge Menschen aus aller Welt, die sich ihrem Kampf in Syrien und dem Irak anschließen.
13 Jahre nach den Anschlägen von Al-Qaeda auf das World Trade Center in New York scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Innerhalb kürzester Zeit wird eine „Koalition der Willigen“ gebildet und die militärische Bekämpfung einer Gruppierung begonnen, die zuvor nur Wenigen überhaupt bekannt war.
Im Vortrag soll die Geschichte dieser Bewegung nacherzählt und die Gründe für ihr scheinbar plötzliches Auftauchen und Wachstum untersucht werden. Zudem soll die Ideologie dieser Gruppe untersucht und der Versuch unternommen werden, die scheinbar vorhandene Attraktivität für „Djihadisten“ aus aller Welt zu erklären.

Fares Rahabi ist Büroarbeiter sowie Gelegenheitsreferent und beschäftigt sich seit 2011 intensiv mit den revolutionären, wie konterrevolutionären Umbrüchen im „Nahen Osten“.

Mit freundlicher Unterstützung des AStA Hannover.

Plakat zum Jour fixe