Jour Fixe im Oktober

Mi, 11. Oktober, 18:15 Uhr
Im Moore 21, Raum A210

Hannes Keune (Göttingen):
„Und wir müssen das jetzt wieder wegbringen, das schlechte Image, was die hier rein gerufen haben“
Zum (politischen) Bewusstsein in Freital und Heidenau

In Freital und Heidenau kam es 2015 zu teils wochenlangen fremdenfeindlichen Protesten gegen Geflüchtete, die Produkt eines Zustandes sind, in der sich „normale“ Menschen „Sorgen“ machen dürfen über „Werte, Leitkultur, Patriotismus, Heimat“ (so etwa der Generalsekretär der sächsischen CDU, Michael Kretschmer). Im Rahmen des Vortrags sollen die Ergebnisse von in beiden Städten durchgeführten Gruppendiskussionen skizziert werden. So kann für die Gruppen eine starke Tendenz festgestellt werden, fremdenfeindliche Vorfälle zu rationalisieren und Vorwürfe, es gäbe vor Ort ein strukturelles Problem mit Rassismus, affektiv abzuwehren. Gesellschaftliche Konflikte überhaupt stellen sich als Quelle von Unlust dar; Aufgabe der Politik habe es „eigentlich“ zu sein, diese Konflikte im Sinne der Gemeinschaft „konsumierender“ StaatsbürgerInnen stillzustellen.
Unter Einbezug der Ergebnisse der Gruppendiskussionen soll versucht werden, die politischen Dynamiken vor Ort nachzuzeichnen. Dabei soll auch das Verhältnis von politischen Führung und „normaler“ Bevölkerung, in den Blick genommen wer-den. Nicht zuletzt in der Verteidigung von „Leitkultur, Heimat und Identität“ finden beide zueinander.

Hannes Keune studiert in Göttingen und schreibt derzeit an seiner Masterarbeit.

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Jour fixe im April

Mi, 26. April, 18:15 Uhr
Im Moore 21, Raum A210

Maria Tsenekidou (Hannover):
‚Big Data‘ und soziale Kontrolle

‚Big Data’ gehört zum digitalen Alltag. Das Online-Leben hinterlässt zahlreiche Spuren. Gewichtige wirtschaftliche sowie staatliche Akteure sammeln und werten Daten im Massenmaßstab aus. Auf der Grundlage großer Datenmengen werden mittels algorithmischer Verfahren z.B. Muster erschlossen und Profile sowie Prognosen erstellt.
Hier geht es um politische und psychosoziale Aspekte des Wandels von Autorität und sozialer Kontrolle (Fremd- und Selbstkontrolle). Besonderes Augenmerk gilt dabei auch politischen Phantasien (Wünschen und Ängsten), die auf subjektive Verarbeitungsweisen hindeuten. Autoritäre Strukturen, Praktiken und Potenziale von ‚Big Data’ werden aus kritischen Forschungsperspektiven beleuchtet. Zur Diskussion stehen auch Thesen zum Verbleib von subjektivem Eigensinn.

Maria Tsenekidou ist Sozialwissenschaftlerin und Mitglied der AG Politische Psychologie. Aktuell forscht sie im Rahmen ihrer Dissertation zu Veränderungen von politischer Sozialisation unter digitalen und neoliberalen Bedingungen.

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Jour fixe im Februar

Mi, 8. Februar, 18:15 Uhr
Im Moore 21, Raum A210

David Becker (Berlin):
Gibt es eine Flüchtlingskrise und falls ja, wer hat sie?

Wenn die massive Präsenz von Flüchtlingen in Deutschland einerseits so viel Solidarität und andererseits so viel Hass erzeugt, muss man sich fragen, ob die sogenannte „Flüchtlingskrise“ nicht viel mehr eine deutsche Selbstkrise ist, welche Ängste und Verunsicherungen hier im Mittelpunkt stehen und ob die Reaktionen der Politik die Konfliktlage nicht eher verschärft, anstatt sie zu transformieren. Der Vortrag diskutiert Heimliches und Unheimliches (Freud) und versucht die Notwendigkeit einer positiv verstandenen Konfliktkultur aufzuzeigen, in der echte Begegnungen möglich werden.

Prof. Dr. David Becker lehrt Psychologie an der Sigmund Freud Privatuniversität in Berlin. Er leitet dort den Studiengang Psychologie und den Masterstudiengang Cultural Relations and Migration. Er berät psychosoziale Projekte im In- und Ausland (gegenwärtig vor allem im Nahen Osten).

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Sex & Crime

Sozialpsychologisches Symposium zur Verflechtung von Gewalt, Volk und Sexualität

Am 04. Februar 2017 legt Prof. Dr. Rolf Pohl seine reguläre Tätigkeit am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover nieder.
Um seine Person und sein Schaffen zu würdigen, laden wir Sie zu dieser besonderen Veranstaltung ein. Unter dem Titel »Sex & Crime – Ein sozialpsychologisches Symposium zur Verflechtung von Gewalt, Volk und Sexualität« widmen wir uns den Forschungsschwerpunkten Rolf Pohls und freuen uns mit ihm und Ihnen seine Arbeit zu feiern und zu diskutieren.

04.02.2017, ab 10 Uhr, Kali-Chemie-Hörsaal, Callinstraße, Hannover

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Jour Fixe im Dezember

Mi., 14.12.2016, 18:15 Uhr
Im Moore 21, Raum A210

David Jäger:
Die Dialektik der Deprivation.

Entbehrung als zentrale Konstituente der Genese des Autoritären Charakter

Der Hass auf vermeintlich undankbare Flüchtlinge, deren Besitz von modernen Smartphones Empörung und Neid auslöst, kann als Ausdrucksform einer auf Deprivation gegründeten Subjektgenese interpretiert werden, die stark mit der bürgerlichen Kultur verknüpft ist. Seit Homers Odyssee über die Vertreibung aus dem Paradies (Genesis) bis heute sind ästhetische Einflusssphären bürgerlichen Denkens in kulturellen Zeugnissen, als eine „ahnungsvolle Allegorie der Dialektik der Aufklärung“ (Adorno/Horkheimer), auszumachen. Dabei kann der Begriff der Entsagung als ein Schlüsselbegriff zum Verständnis der westlichen Zivilisation und deren Umschlag in die Barbarei genutzt werden.
Vor diesem Hintergrund behandelt der Vortrag den Zusammenhang zwischen Entsagung, Entbehrung und autoritären Charakterdispositionen. Dabei soll vor allem der Frage nach der Bedeutung des Begriffs der Entsagung für eine kritische Theorie der westlichen Zivilisation, der Ausbildung des bürgerlichen Bewusstseins und des Autoritären Charakters nachgegangen werden.

David Jäger studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie, Erziehungswissenschaften und Germanistik in Würzburg und Psychologie in Erlangen. Er ist Auszubildender zum KJP/PP-Psychotherapeut und promoviert zum Thema „Die Dialektik der Deprivation – Repräsentationen des Autoritarismus in der Literatur des Bürgertums im Lichte der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule“ an den Universitäten Groningen und Hannover.

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