Rechtsstaatliche Demokratie und Erbschaft des Nationalsozialismus in der frühen Bundesrepublik
Symposium zum 70. Geburtstag von Prof. D. Joachim Perels
21. – 22. April 2012, Leibnizhaus Hannover
Veranstaltungsprogramm
Symposium zum 70. Geburtstag von Prof. D. Joachim Perels
21. – 22. April 2012, Leibnizhaus Hannover
Veranstaltungsprogramm
Mi,14.03.2012, 18 Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210
Die Zukunft der Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie
Grundsatz- und Perspektivdiskussion
Die Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie wurde an der Leibniz Universität Hannover im Januar 2009 als Gegengewicht gegen die Schließung des Fachs Sozialpsychologie gegründet. Sie hat seitdem mehrere Tagungen durchgeführt, einige Sammelbände herausgegeben und in der Planung, eine eigene Homepage eingerichtet und vor allem monatliche Jours fixes zu unterschiedlichen Themen einer subjekt- und gesellschaftstheoretisch ausgerichteten politischen Psychologie organisiert. Außerdem ist sie gut vernetzt und personell nicht nur in Hannover, sondern auch an anderen Hochschulstandorten (Frankfurt, Berlin, Zürich, Wien) präsent. Aber reicht das aus und genügen diese Aktivitäten den mit der Gründung der AG verbundenen Ansprüchen?
Inzwischen haben sich die gravierenden strukturellen Veränderungen an der Universität (nicht nur in Hannover) verfestigt. Das hat Folgen für die hochschulpolitischen Interventionsmöglichkeiten der AG, die daher neu überdacht werden müssten. Gleichzeitig stellen bestimmte gesellschaftspolitische Entwicklungen neue Herausforderrungen für die Arbeit und vor allem das politische Selbstverständnis der AG dar (Wirtschaftskrise, Rechtsextremismus etc.). Außerdem sind mit dem Weggang einiger Gründungsmitglieder und Koordinatoren aus Hannover sowie der geringer gewordenen Teilnahme an den monatlichen Jours fixes einige innerorganisatorische Probleme hinzugetreten.
Vor diesem Hintergrund sind eine kritische Bilanzierung der bisherigen Arbeit der AG sowie eine grundsätzliche Diskussion ihrer aktuellen und zukünftigen Ausrichtung dringend notwendig geworden.
Im Einzelnen sollen daher folgende Punkte diskutiert werden:
• Politischer Anspruch und politisch-publizistische Interventionen
• Intensivierung von Theorie- und Konzeptdiskussionen
• Verbindung der Arbeit an den verschiedenen Hochschulstandorten
• organisationspraktische Fragen und Jour-fixe-Planungen
Da es um entscheidende Weichenstellungen hinsichtlich der Zukunft der gesamten AG geht, ist eine breite Beteiligung von Mitgliedern und InteressentInnen erwünscht.
Mi,08.02.2012, 18 Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210
Melanie Babenhauserheide (Universität Bielefeld):
Dudleys Luftgewehr und Harrys „Nimbus 2000“
Ideologiekritische Überlegungen zur zauberhaften Warenwelt in Rowlings Harry Potter-Reihe
„Die Empfindung, daß die eigenen Neigungen nicht voll erwidert werden, macht sich […] in der aus frühen Kinderjahren oft bewußt erinnerten Idee Luft, man sei ein Stiefkind oder ein angenommenes Kind.“ (Freud)
Bis Harry Potter erfährt, dass seine Eltern berühmte und begabte Magier waren und er selber eigentlich in dieser zauberhaften Parallelwelt zuhau-se ist, lebt er als Findelkind bei seiner Tante Petunia, seinem Onkel Ver-non und seinem Cousin Dudley Dursley. Dudley ist eine Figur, deren Ab-kunft vom Neid in jeder Zeile über den verfressenen Rabauken zu lesen ist. Sein Umgang mit seinen Besitztümern, die er nicht zu schätzen weiß, meistens entweder zerstört oder tauscht, reflektiert eine gesellschaftliche Realität: den Verfall des Gebrauchswerts.
Doch was die Kritische Theorie als gesamtgesellschaftliche Tendenz a-nalysiert, wird in der Harry Potter-Reihe personalisiert: Es ist eine Cha-rakterschwäche der Dursleys. Der bescheidene Harry, der die Dinge noch zu schätzen und zu nutzen weiß, ist allerdings nur scheinbar ein Gegenbild; vielmehr legitimiert er diese Verhältnisse über den Neid. In der für einen kurzen Augenblick nach blanker Wunscherfüllung duften-den Zauberwelt gibt es weiterhin unhinterfragt Geld, Waren, Armut. Die Sehnsucht nach einer besseren Welt und dem Ausbrechen aus dem spießigen Kleinbürgertum, die (kindlichen) Wünsche nach Befreiung aus der familiären Ohnmacht und die Phantasie, dass die Dinge einen ande-ren Sinn haben könnten als ihre instrumentelle Bestimmung ihnen zu-kommen lässt, werden weitgehend überführt in eine Verabsolutierung der Warenform.
Vortrag von Guido Follert und Mihri Oezdogan im Rahmen des Forschungskolloquiums “Stadt-gestalten. Soziale Praktiken und Konstruktionen des Urbanen”
Mo, 23.01., 18 Uhr
Raum B 108, Historisches Seminar, Im Moore 21, Hinterhaus
Mit den Mitteln der Lorenzerschen psychoanalytischen Symboltheorie und der Ideologiekritik möchten wir beleuchten, was die sozialpsychologische Dynamik der ubiquitären Konflikte um Moscheeneubauten hierzulande ausmacht. Als deutlichstes Symbol der Präsenz und Sichtbarkeit der Vielfalt in der Migrationsgesellschaft werden von den Stadteinwohnern unserer Gegenwart Moscheen mit Minaretten erfahren. Mit Lorenzer kann man annehmen, dass das durch den Bau von Moscheen veränderte Gesicht unserer Städte für die Bildung von “affektiv-verwurzelter städtischer Gemeinsamkeit” von grosser Relevanz ist bzw. sein könnte. Dennoch wird bei jedem Bauvorhaben leidenschaftlich über die Höhe des Minaretts gestritten. Es lässt sich fragen, ob das, was hier interveniert, Rangordnungskämpfe in einer rassifizierten Gesellschaft sind, die ideologisch nicht unerheblich von Muslimenfeindschaft durchzogen ist.
Mi,18.01.2012, 18 Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210
Wie weiter nach dem BA?
Master-Studiengänge mit kritisch-sozialwissenschaftlicher Ausrichtung
Mit Anna Gies (Soziologie, FfM), Jan Harig (Gender Studies, HU Berlin), Insa Kleimann (Gender Studies, Göttingen), Till Machnik (Politische Theorie, FfM; angefragt) und Marc Schwietring (Psychologie, IPU Berlin)
Kritisch ausgerichtete und insbesondere subjektorientierte Theorien und Ansätze haben es gegenwärtig schwer an den deutschen Hochschulen. Die Abwicklung der hannoverschen Sozialpsychologie und der Gender Studies ist dafür nur ein Beispiel. Während es vor der Umstellung auf die BA/MA-Struktur möglich war, ein sozialwissenschaftliches, „kritisches“ und teilweise interdisziplinäres „Komplettstudium“ in Hannover zu absolvieren, müssen nun die meisten BA-SoWi-Studierenden in anderen Städten nach Anschlussmöglichkeiten für ihre Studieninhalte suchen.
Da es nicht leicht ist, sich in der Vielfalt der bundesweiten, aber auch internationalen Master-Angebote zu orientieren, wollen wir in diesem Jour fixe einige MA-Studiengänge aus dem deutschsprachigen Raum vorstellen, aber auch sonstige Perspektiven diskutieren. Einige „Ex-HannoveranerInnen“ werden dabei aus eigener Erfahrung berichten und für Fragen zur Verfügung stehen. Dabei geht es zum einen um eine Vorstellung von Studiengängen, ihren Besonderheiten, Inhalten und Strukturen und zugleich um die Frage, wo in welchem Maße bzw. ob überhaupt an einem Ort an kritische Studienschwerpunkte der hannoverschen Sozialwissenschaften, speziell der Sozialpsychologie angeschlossen werden kann.
Der Jour Fixe soll BA-Studierenden Perspektiven vermitteln für eine Fortfüh-rung der bisher bewusst eingeschlagenen Studienwege. Darüber hinaus soll er dazu dienen, das wissenschaftliche „Feld“ danach zu überprüfen, wie es überhaupt um die Möglichkeit eines kritischen sozialwissenschaftlichen Studiums gestellt ist und welche „kleinen Inseln“ es gibt, auf denen gegenwärtig als überholt abgetane Theoriestränge (wieder) aufgenommen, reflektiert, weiterentwickelt werden.