Jour fixe im Oktober

Mi, 10.10.2012, 18 Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210

Angela Moré (Hannover):
Gruppenanalyse und Demokratisierungsprozesse
Zur Geschichte und politischen Zielsetzung der Gruppenanalyse und Demokratisierungsprozesse bei Foulkes

Die Gruppenanalyse hat ihre Wurzeln nicht nur in der Psychoanalyse, sondern auch in den sozialphilosophischen und soziologisch-politischen Diskussionen der zwanziger und dreißiger Jahre. Der aus Karlsruhe stammende Psychiater Siegmund Heinrich Fuchs machte seine Lehranalyse bei Helene Deutsch in Wien und kehrte danach nach Frankfurt zurück, wo er Klinikleiter des neu gegründeten Instituts für Psychoanalyse wurde. Dieses befand sich im selben Gebäude wie das Institut für Soziologie. Hier begegnete er sowohl den Vertretern des Instituts für Sozialforschung (Horkheimer, Fromm, Marcuse, Löwenstein und Adorno) wie auch Norbert Elias und Kurt Lewin. Diese Einflüsse und Diskurse blieben für die weitere Entwicklung der Gruppenanalyse wesentlich, auch, nachdem Fuchs 1933 nach England emigriert war, wo er seinen Namen in Foulkes anglisierte.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Gruppenanalyse gehört die Einsicht, dass das Unbewusste immer ein kollektiv hergestelltes und geteiltes Unbewusstes ist. Auf dem Hintergrund der Erfahrung des Nationalsozialismus war für Foulkes die Gruppe nicht nur ein ‚Instrument’ der Heilung von psychischen Leiden, sondern auch der Entwicklung von Unabhängigkeit, Reife und Verantwortungsfähigkeit in demokratischen Strukturen.

Angela Moré ist Apl. Professorin für Sozialpsychologie an der Leibniz Universität Hannover, Dozentin und Studiengangsleiterin am Winnicott Institut und Gruppenanalytikerin.

Jour Fixe im September

Mi, 12.09.2012, 18Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210

Gregor-Sönke Schneider (Hannover):
Keine Kritische Theorie ohne Leo Löwenthal.
Die Zeitschrift für Sozialforschung

Der Umfang und die Bedeutung der Arbeit von Leo Löwenthal am Institut für Sozialforschung ist im Unterschied zu den Beiträgen Horkheimers, Adornos, Marcuses, Fromms u.a. weitgehend unbeachtet oder vergessen geblieben. Doch Löwenthal trug ebenfalls maßgeblich zur Entwicklung der Kritischen Theorie bei – sowohl in theoretischer als auch praktischer Hinsicht: als verantwortlicher Schriftleiter der Zeitschrift für Sozialforschung, dem Forum und Sprachrohr des Instituts für Sozialforschung, aber auch mit seinen eigenen originären theoretischen Beiträgen, die in enger inhaltlicher Beziehung zu den Arbeiten der anderen Institutsmitglieder stehen. In dem Vortrag wird im Sinne einer Intellectual History der Beitrag von Leo Löwenthal an der Konzeption der Kritischen Theorie im Rahmen der Zeitschrift für Sozialforschung herausgestellt.

Gregor-S. Schneider (Hannover), Diplom-Sozialwissenschaftler, promovierte 2012 mit der Dissertation „Keine Kritische Theorie ohne Leo Löwenthal. Die Zeitschrift für Sozialforschung (1932-1941/42)“ an der Leibniz Universität Hannover.

Plakat zum Jour Fixe

Antisemitismus/Erfahrungen. Spätfolgen der Shoah und Antisemitismus heute

8. und 9. September 2012, Fachhochschule Frankfurt a. M. (Nibelungenplatz 1)

Samstag, 8. September
10:15 Lars Rensmann: Kollektiviertes Ressentiment und subjektive Erfahrung. Zur politischen Psychologie des Antisemitismus im deutschen und europäischen Kontext
11:45 Jan Lohl: “Die Deutschen wurden bestraft, die Juden nicht” Zur Konstitution des Antisemitismus nach Auschwitz im Alltagsdiskurs der 1950er Jahre
14:00 Katharina Rothe und Judith Lebiger-Vogel: Antisemitismus in Deutschland im Kontext der Abwehr von Schuld und Scham
15:00 Andrea Neugebauer: Die Reproduktion von Antisemitismus bei der interaktiven Herstellung von NS-Vergangenheit. Ko-Konstruktionen in den 1980er Jahren
16:30 Gruppenanalytischer Reflektionsraum (mit Angela Moré und Nele Reuleaux)
19:30 Film : Zur Darstellung, Rezeption und Verarbeitung antisemitischer Alltagserfahrungen im deutschen. Interaktive Rezeption eines Fernsehfilms (mit Michael Vollrath und Doreen Röseler)

Sonntag, 9. September
10:00 Kurt Grünberg: Ist das Antisemitismus? Deutsch-jüdische Erfahrungen nach der Shoah
11:00 Ruth Zeifert: “Vaterjuden” – Gibt es “positive” Antisemitismus-Erfahrungen?
12:20 Julia Bernstein und Lena Inowlocki: “Juden” als Fremde und Andere in Deutschland nach 1945: Verbindungen von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus
13:20 Abschlussdiskussion
14:00 Ende der Tagung

Veranstalterin: Überregionale Forschungsgruppe am Sigmund-Freud-Institut zu den psychosozialen Spätfolgen der Shoah
Gefördert durch die Friedrich-Ebert-Stiftung

Weitere Infos finden Sie hier

Jour fixe im August

Mittwoch, 8. August 2012, 18Uhr c.t.
Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210

Olaf Kistenmacher (Hamburg):
Israel-Feindschaft in Deutschland. Eine Variante des Schuldabwehr-Antisemitismus?

Zur Erklärung der Feindschaft gegen den Staat Israel wird oft auf das Konzept des Schuldabwehr- oder das des sekundären Antisemitismus verwiesen, das die Kritische Theorie in den 1950/1960er Jahren entwickelte. Tatsächlich lassen sich mit diesem Konzept die Besonderheiten der Judenfeindschaft nach 1945 erfassen und auch aktuelle Beispiele der sogenannten „Israel-Kritik“ deuten. Der Vortrag wird sich mit einem Beispiel beschäftigen, bei dem Judenfeindschaft kaum vermutet wird: Der Antizionismus der KPD zur Zeit der Weimarer Republik, der mit spezifischen antikapitalistischen Vorstellungen verbunden war.

Olaf Kistenmacher promovierte 2011 an der Universität Bremen über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD – Die Rote Fahne – während der Weimarer Republik. Er ist Mitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.

Mit freundlicher Unterstützung durch die Amadeu Antonio Stiftung.

Plakat zum Jour fixe

Tagungsband “Politische Psychologie heute?” erschienen

Brunner, Markus; Lohl, Jan; Pohl, Rolf; Schwietring, Marc; Winter, Sebastian (Hg.): Politische Psychologie heute? Themen, Theorien und Perspektiven der psychoanalytischen Sozialforschung

Gesellschaftspolitisch brisante Phänomene wie Antisemitismus, Rechtsextremismus und Jugendgewalt sind ohne eine Analyse ihrer unbewussten Dynamiken nicht zu verstehen. Den »subjektiven Bedingungen der objektiven Irrationalität« (Adorno) nachzuspüren, gehört seit ihren Anfängen zu den zentralen Aufgaben der psychoanalytisch orientierten Politischen Psychologie.
Die diesem Programm verpflichtete »Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie« organisierte 2009 die Tagung »Politische Psychologie heute?«, die in diesem Band dokumentiert ist. Diskutiert werden die Bedeutung der politisch-psychologischen Traditionen für die Gegenwart sowie die Möglichkeiten, neuere theoretische und methodische Ansätze aufzugreifen, neue Anwendungsgebiete zu erschließen und somit die Politische Psychologie voranzutreiben.

Mit Beiträgen von Karola Brede, Gudrun Brockhaus, Markus Brunner, Hans-Joachim Busch, Guido Follert, Lilli Gast, Isabelle Hannemann, Anke Kerschgens, Christine Kirchhoff, Hans-Dieter König, Julia König, Alfred Krovoza, Jan Lohl, Mihri Özdogan, Rolf Pohl, Samuel Salzborn, Christoph H. Schwarz, Marc Schwietring, Greta Wagner, Sebastian Winter und Michael Zander

Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Bestellmöglichkeit