Jour Fixe im Juni
7.06.2010Mi, 09.06.2010, 18 Uhr c.t. Im Moore 21, Vorderhaus, Raum A210
Julia König (Frankfurt):
Triebnatur revisited. Eine Diskussion aus historisch materialistischer und aus queerfeministischer Perspektive
Die Begriffe des Triebes wie der Natur sind nicht erst in den letzten Jahrzehnten Gegenstand erbitterter sowie anhaltender Debatten in Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften. In der psychoanalytischen Theorie Sigmund Freuds markiert die Triebnatur ein Kernelement zum Verständnis menschlicher Subjektivität, welches in der Folge psychoanalytischer Theorieentwicklung und -interpretation oft revidiert, verteidigt, verworfen und wieder eingeklagt wurde. Die queerfeministische Kritik erkennt in der Triebtheorie eine Tendenz zur Naturalisierung von Sozialität; so analysiert Judith Butler die Rede von der „Natur“ als diskursiven Platzhalter, als Ort, an dem gesellschaftliche Machtverhältnisse ausgehandelt und durch Essentialisierungen nicht nur legitimiert, sondern auch (re)produziert werden. In der historisch-materialistischen Perspektive Alfred Lorenzers wird im triebtheoretischen Rekurs auf die Natur jedoch ein Moment von Leiblichkeit herausgestellt, dessen Dynamik nicht allein auf Gesellschaftlichkeit zurückführbar ist: Ein materialistisches Moment der Dialektik von Sozialität und Natur.
Inwiefern die sehr unterschiedlichen theoretischen Perspektiven auf die Triebnatur etwas miteinander zu tun haben oder an einigen Stellen gar vermittelbar sein könnten, wird im Vortrag ebenso diskutiert werden wie die Grenzen eines solchen Theorie-Projekts.
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